Tarifrunde für norddeutsche Chemieindustrie beginnt morgen in Hannover

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Für den Arbeitgeberverband ChemieNord sind die Erwartungen der IGBCE für die laufende Tarifrunde weder krisengerecht noch finanzierbar. „Unsere überwiegend kleinen und mittelständischen Mitgliedsunternehmen stehen konjunkturell und strukturell massiv unter Druck. Wir stehen vor einer Krisen-Tarifrunde. Wir als Sozialpartner müssen jetzt vor allem dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen wieder zu stärken, um damit Standorte und Beschäftigung zu schützen“, betont Dr. Sarah Saeidy-Nory, Hauptgeschäftsführerin des Arbeitgeberverbandes ChemieNord. 

Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie Landesverband Nord fordert in der bevorstehenden Tarifrunde eine Entgeltsteigerung von sieben Prozent. Aus Sicht des Arbeitgeberverbandes ChemieNord können jedoch keine Zuwächse verteilt werden, wo keine vorhanden sind. Eine Vielzahl der norddeutschen Chemieunternehmen befindet sich im akuten Krisenmodus. In einer aktuellen Umfrage des Verbandes klagen 42 Prozent der norddeutschen Chemieunternehmen über fehlende Aufträge und mangelnde Nachfrage. Fast 85 Prozent bewerten ihre derzeitige Wirtschaftslage als unverändert oder noch schlechter im Vergleich zum sehr schwachen Vorjahr 2023. Über 42 Prozent wollen deshalb ihre Investitionen in Deutschland zurückfahren. „Es ist höchste Zeit, dass die IGBCE die kritische Lage der gesamten Branche anerkennt. Wir können uns nur gemeinsam aus dem Krisenmodus herausbewegen“, so Saeidy-Nory.

Auch zu den weiteren Forderungen der IGBCE nach mehr tariflichem Schutz für Gewerkschaftsmitglieder und einer Modernisierung des zentralen Bundesentgelttarifvertrags der Branche gibt es klare Aussagen des Arbeitgeberverbandes ChemieNord. „Wir stehen zu der Vereinbarung aus dem letzten Tarifabschluss, die Tarifbindung auf beiden Seiten stärken zu wollen. Aus unserer Sicht ist eine Besserstellung von Gewerkschaftsmitgliedern hierfür jedoch das falsche Instrument“, erklärt Saeidy-Nory. Offenheit signalisiert sie für die IGBCE-Forderung nach einer Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrags (BETV) der Branche. 

„Einer Modernisierung und Entschlackung dieses Tarifvertrags stehen wir grundsätzlich offen gegenüber, um seine Handhabung in der betrieblichen Praxis zu vereinfachen. Es dürfen dabei aber keine zusätzlichen Kosten für die Unternehmen durch die Hintertür entstehen. Auch die Arbeitgeber haben Ideen zur Weiterentwicklung des Bundesentgelttarifvertrags, die sie im Verlauf der Verhandlungen auf Bundesebene einbringen werden.“