Die erste Runde der Tarifverhandlungen für die 65.000 Beschäftigten in der norddeutschen Chemieindustrie ist heute ohne Ergebnis beendet worden. Die IG BCE war mit einer Forderung nach sechs Prozent mehr Entgelt und einem zusätzlichen Prozent mehr Urlaubsgeld in die Verhandlungen gegangen. Der Arbeitgeberverband ChemieNord hatte bereits im Vorfeld darauf verwiesen, dass die außergewöhnlich vielen weiterverarbeitenden Betriebe in der norddeutschen Chemieindustrie gerade jetzt unter extrem gestiegenen Rohstoffpreisen litten und von der anderswo noch guten konjunkturellen Lage der Branche nicht profitieren können.
In der mehrstündigen Verhandlung kritisierten die Chemie-Arbeitgeber die von der IG BCE vorgenommene Bewertung der wirtschaftlichen Lage als weltfremd und warnten sie davor, dass ihre völlig überzogene Forderung die Existenzgrundlage von norddeutschen Chemieunternehmen in Frage stelle. Die Gewerkschaft müsse dringend zu einer zukunftsorientierten Sichtweise mit Blick auf das Machbare zurückkehren.
„Die von der IG BCE aus der bundesweiten Sonderkonjunktur hergeleiteten Entlohnungswünsche können durch auszuhandelnde Sonderzahlungen berücksichtigt werden. Dabei erfordern aber die besondere Lage sehr vieler norddeutscher Chemieunternehmen als Rohstoff abhängige Weiterverarbeiter sowie greifbare Risiken wie internationale Handelskonflikte, Sanktionen, steigende Ölpreise und die Folgen des Brexit ein besonderes Maß an Bodenhaftung und Augenmaß. Unsere Unternehmen benötigen jeden Euro, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Sie können derzeit keine weiteren dauerhaften Kostensteigerungen verkraften“, so Dr. Jochen Wilkens, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes ChemieNord.
Die Verhandlungen werden jetzt am 5. September auf Bundesebene fortgesetzt.
Hier finden Sie einen Videobeitrag über die Tarifrunde.