Gesundheitstag ChemieNord

Wirksame Tipps und Angebote gegen hohe Krankenstände

Im Oktober lag der durchschnittliche Krankenstand in Norddeutschland laut einem NDR-Bericht bei knapp 6 Prozent, bei unseren Mitgliedsunternehmen sogar bei 7,7 Prozent. Wie solch hohe Krankenquoten wirksam gesenkt werden können, haben wir auf unserem Gesundheitstag Anfang Dezember diskutiert. Ein Best-of der präsentierten Methoden und der vielen kostenfreien Angebote haben wir in diesem Artikel für Sie zusammengefasst. 

Bild: stock.adobe.com/Jo Panuwat D

Starten wir mit der Analyse: Was sind die Gründe für hohe Krankenstände?

Gründe gibt es viele, so Dr. Volker Kirschbaum, BGM-Berater der AOK für die Region Hannover. Das ist zum einen die im internationalen Vergleich hohe Lohnfortzahlung in Deutschland, aber zum anderen natürlich auch die Saisonalität: „Wenn aber im Sommer die Krankenquote nicht niedriger ist als im Winter, sollte das Unternehmen unbedingt genauer hinsehen“, betonte Kirschbaum. 

Außerdem würden psychische Erkrankungen seit 2000 stetig zunehmen. In manchen Produktionsbetrieben liegen sie laut AOK bereits zwischen 10 und 15 Prozent. Spitzenreiter unter den Erkrankungen seien aber aktuell noch die Muskel-Skelett-Erkrankungen mit 30 Prozent. 

„Und wir sehen, dass größere Unternehmen oft höhere Krankenstände verzeichnen als kleinere Unternehmen“, so Kirschbaum. „Denn je kleiner das Team, desto gravierender ist der Ausfall einer Person für die restlichen Kollegen“.

Eine wichtige Rolle spiele auch die Einschätzung des persönlichen Arbeitslosigkeitsrisikos verbunden mit der erwartbaren sozialen Absicherung. In diesem Zusammenhang sei auch die zu erwartende Reaktion im Unternehmen ausschlaggebend – der Mitarbeitende fragt sich: „Macht es für den Chef überhaupt einen Unterschied, ob ich da bin oder nicht?“ 
 

Wie Sie den Ursachen von Fehlzeiten in Ihrem eigenen Unternehmen auf den Grund gehen

Eine einfache Möglichkeit sich ein Bild über die Gründe von Abwesenheiten im eigenen Betrieb zu verschaffen, ist das Anfordern anonymisierter Fehlzeitenreports von den Krankenkassen. Wenn Sie es aber genauer wissen möchten, können Sie sich an unser Gesundheitsmanagement-Team um Anica Pfeiffer und Janett Hamann wenden.

Vier kostenfreie BGM-Instrumente für unsere Mitgliedsunternehmen:

  1. Gefährdungsbeurteilungen psychischer Belastungen: Ein wichtiges und gesetzlich vorgeschriebenes Instrument, um potenzielle Gründe für häufiges Fehlen oder Unzufriedenheit am Arbeitsplatz auszumachen und Verbesserungen anzugehen. 
  2. Prozessbegleitung zur Einführung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements
  3. Auch zwischenmenschliche Auseinandersetzungen können sehr belastend sein: Nehmen Sie in festgefahrenen Fällen gerne unsere Dienstleistung „Konfliktberatung und Mediation“ in Anspruch.
  4. Außerdem erheben wir jeden Monat die Krankenstände innerhalb unserer Mitgliedschaft und stellen die Ergebnisse allen teilnehmenden Unternehmen zur Verfügung. Anonymisiert aggregieren wir darin Daten zum Krankenstand von gewerblichen und angestellten Arbeitnehmern, werten die Häufigkeiten der Krankheitsdauer aus und erheben bspw. auch die BEM-Anspruchsquote. 

    Der Krankenstandbenchmark ist von und für unsere Mitglieder. Je mehr Unternehmen teilnehmen, desto aussagekräftiger sind die Ergebnisse. Falls Ihr Unternehmen noch nicht teilnimmt, melden Sie sich gern bei uns: info@chemienord.de 

Wie Sie Ihr Gesundheitsmanagement sinnvoll ausbauen können

Auch Krankenkassen bieten jede Menge kostenfreie Angebote an, die Sie in Ihr Gesundheitsmanagement integrieren können. Das kleinste Format, das bspw. die AOK Niedersachsen anbietet, sind einstündige Ernährungsvorträge. Aber es gibt auch Workshops über mehrere Stunden wie etwa „Im Stress nicht untergehen“ oder zu den Themen Bewegung, Ergonomie und Führung. Diese Angebote können auch Mitarbeitende in Anspruch nehmen, die nicht bei der AOK versichert sind. 

Weitere Infos zum AOK-Angebot finden Sie hier

Ein nützliches Tool kann auch ein EAP (Employee Assistance Program) für berufliche und private Themen sein. Wir kooperieren in diesem Bereich mit dem Unternehmen INSITE. Über einen Rahmenvertrag bieten wir unseren Mitgliedsunternehmen vergünstigte Konditionen an.  

Wie Sie aus Ihren Gesundheitstagen ein spannendes Mitmach-Event machen

Falls Sie Gesundheitstage planen, kann Sie die Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI) unterstützen, erklärte Martin Böttcher, zuständig für Betriebe im Raum Niedersachsen und Bremen.

Der gesetzliche Unfallversicherungsträger BG RCI stellt bspw. Aktionsmedien für Gesundheitstage zur Verfügung wie einen Stresstest, Rückenparcours, Fitnesstest oder eine Ernährungsausstellung. Auch abseits von Gesundheitstagen können Sie sich Unterstützung von der BG RCI einholen, die im BG-Beitrag bereits abgegolten ist. Das umfasst bspw. Beratung zu den Themen Gefahrstoffen, Notfallmanagement, Technische Sicherheit, Arbeitssicherheit und Arbeitsmedizin oder Qualifizierung. 

Weitere Infos zu den Angeboten der BG RCI finden Sie hier.

Ein Unternehmen, das viele der vorgestellten Angebote bereits nutzt und im wahrsten Sinne des Wortes erkannt hat, wo den eigenen Mitarbeitenden der Schuh drückt, ist die Sasol Germany. Hier erfahren Sie mehr.

Unterstützungsangebote im Betrieblichen Eingliederungsmanagement

Und auch die Rentenversicherung hat einiges für Sie im Angebot, berichtete Sabine Schwass vom Firmenservice der Rentenversicherung Braunschweig-Hannover. Ein wichtiger Schwerpunkt der Rentenversicherung ist das betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM):
 

  • Analyse, Beratung und Unterstützung im Betrieblichen Eingliederungsmanagement
  • Schulung und Workshops für BEM-Akteure
  • Teilnahme von Rentenversicherungs-Vertretern an BEM-Gesprächen, sofern die betroffene Person zustimmt
  • Fallbesprechungen

Arbeitsrechtliche Mittel gegen hohe Krankenstände

Wenn alles nichts hilft, können Arbeitgeber auf die krankheitsbedingte Kündigung zurückgreifen. Das sollte allerdings das letzte Mittel sein. Wichtig hierbei: Bei dieser Art von Kündigung geht es nicht um Fehlzeiten in der Vergangenheit, sondern um die negative Gesundheitsprognose. 

Folgende drei Punkte müssen auf jeden Fall erfüllt sein:

  • Zum Zeitpunkt der Kündigung ist aufgrund objektiver Tatsachen damit zu rechnen, dass der Arbeitnehmer auch in Zukunft wiederholt arbeitsunfähig sein wird. 
  • Der Ausfall führt zu einer erheblichen Beeinträchtigung betrieblicher Belange.
  • Es gibt für den betroffenen Mitarbeitenden keine andere Weiterbeschäftigungsmöglichkeit. 

Sie haben Fragen?

Unsere Kollegen aus der Rechtsabteilung beraten Sie gern. Sie erreichen sie über die gewohnten Kanäle oder per E-Mail an info@chemienord.de

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