Die Präsentationen von Apple-Gründer Steve Jobs sind legendär. Auch Barack Obama oder Hillary Clinton begeisterten mit ihren Reden Millionen. Was alle drei verbindet: Sie kommunizieren nach dem gleichen Prinzip. Wie das funktioniert, erläuterte Executive Coach und Rhetorik-Profi Dr. Stefan Wachtel Mitte November in unserer Veranstaltungsreihe „Positionsbestimmungen“.
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„Deutsche Spitzenmanager haben zwei Klötze am Bein: Sie sind typisch deutsch erzogen und damit auf Fakten, Vollständigkeit, Korrektheit und Sachlichkeit getrimmt. Außerdem wollen sie möglichst sie selbst und authentisch sein“, so Wachtel. Beim Kommunizieren gehe es aber darum, seine Rolle einzunehmen und mit Worten eine Wirkung zu erzeugen. Wer wolle, dass seine Botschaft bei den Zuhörern wirklich ankommt, der müsse weg vom reinen Informieren hin zum Überzeugen.
Dass authentisch und gut in seinem Fachgebiet zu sein nicht ausreicht, um andere zu überzeugen, illustriert Wachtel mit einer Geschichte: Elvis Presley soll einmal mit seinem Manager im Auto unterwegs gewesen sein. An der Straße entdeckten sie ein Schild mit einem Hinweis auf einen Wettbewerb für Elvis-Doubles, der an diesem Tag stattfinden sollte. Elvis beschloss, daran teilzunehmen. Am Ende belegte er nur den 4. Platz. Offensichtlich wirkten einige seiner Imitatoren echter als er selbst. Egal, ob die Geschichte stimmt oder nicht – eines können wir laut Wachtel daraus lernen: „Das Nicht-Authentische wirkt am Ende authentischer als das Authentische selbst.“ Letztendlich müsse man authentisch in seiner Rolle sein. Egal, ob als Führungskraft oder als Rock’n’Roll-Star.
Hinzu käme, dass viele Manager schlichtweg auf die falsche Weise kommunizieren. „In Deutschland sind wir es gewohnt, mit der Kernaussage zu beginnen und dann die Details nach abnehmender Wichtigkeit zu erläutern. Wie bei einer Pyramide“, erklärt Wachtel. Damit erreiche man aber keine Wirkung, sondern lande bestenfalls im „Erklärbär-Modus“.
Das Nicht-Authentische wirkt am Ende authentischer als das Authentische selbst.
Dr. Stefan Wachtel
Gute Kommunikation sei hingegen wie ein Trichter aufgebaut: Zunächst sucht der Redner den Zugang zu seinem Publikum, erzeugt Relevanz für das Gesagte, unterfüttert alles mit Beispielen und Argumenten, um schließlich zu seiner Kernaussage zu kommen. Wachtel nennt dies das „Zielsatz-Prinzip“. Dies sei der Schlüssel, um seine Zuhörer wirklich zu erreichen.
Sich gut vorzubereiten sei dabei ebenso wichtig wie sich auf seine Zuhörer einzustellen und sich zu fragen: Was ist für sie relevant? „Viele Redner agieren wie Experten: Sie spucken alles aus, was in sie hineingetan wurde.“ Statt die Menschen auf diese Weise zu langweilen und sie mit unzähligen Fakten zu bombardieren, müsse man gezielt auswählen, persönlich statt sachlich berichten und dabei auch mal vom Herkömmlichen abweichen und disruptiv sein. Mit dieser Art zu kommunizieren gelinge es ganz leicht, sich öffentlich Gehör zu verschaffen. Dies sei insbesondere für Führungskräfte unerlässlich.
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