Das Thema Mitarbeiterbindung hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Viele Unternehmen berichten, dass Mitarbeitende sich nicht mehr so stark an ihren Arbeitgeber gebunden fühlen wie früher. Die Folge: Beschäftigte kündigen häufiger und lassen sich leichter abwerben. Aber woran liegt das? Und wie kann man dieser Entwicklung erfolgreich entgegenwirken? Darum wird es in unserer Online-Infoveranstaltung am 17. Juni mit Ursula Diettrich und Oliver Braust von der Hamburger Retention-Management-Beratung gehen. Im Interview haben sie uns vorab schon einen kleinen Einblick in das Thema gegeben und erklären, warum man unbedingt dabei sein sollte.
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Frau Diettrich, Herr Braust: Warum ist Mitarbeiterbindung gerade so ein Top-Thema?
Der Arbeitsmarkt hat sich in den letzten Jahren dramatisch verändert. Für offene Stellen gibt es immer weniger passende Bewerberinnen und Bewerber. Hinzu kommt, dass sich die Loyalität der Beschäftigten gegenüber den Unternehmen stark verringert hat. Verstärkt wird das Ganze durch eine weitere Entwicklung: Die Hürden für Bewerbungen sind heute sehr niedrig. Bei vielen Stellenanzeigen sind nicht mal mehr ein Anschreiben oder Lebenslauf nötig. Ein Klick auf einen Button reicht oft schon aus, um sich für einen Job zu bewerben. Viele Menschen werden auch sehr offensiv von benachbarten Unternehmen oder auf Social Media-Plattformen abgeworben, zum Beispiel bei LinkedIn. Für betroffene Unternehmen ist dies sehr bitter, denn damit gehen oft Menschen, mit denen sie ihre Zukunft planen. Vor diesem Hintergrund ist es extrem wichtig, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch geeignete Maßnahmen an das eigene Unternehmen zu binden. Und das durchgehend in den verschiedenen Phasen des beruflichen Weges: Das beginnt schon beim Preboarding und geht weiter beim Onboarding, der Personalentwicklung und so weiter.
Damit werden Sie sich auch in unserer Infoveranstaltung im Juni beschäftigen. Um welche Themen wird es außerdem gehen und warum sollte man auf jeden Fall teilnehmen?
In der Veranstaltung werden wir zunächst über aktuelle Trends und Erkenntnisse zum Thema Mitarbeiterbindung informieren. Außerdem präsentieren wir zahlreiche Best Practice-Beispiele, die zeigen, mit welchen Ideen es Unternehmen gelungen ist, ihre Beschäftigten erfolgreich zu halten. Da sind sicherlich einige Beispiele dabei, die die Teilnehmenden auf die Situation in ihren Unternehmen übertragen können. Außerdem werden wir einige Tipps und Tricks geben, die sich im Arbeitsalltag schnell umsetzen lassen. Und die Teilnehmenden sollen die Möglichkeit haben, durch Live-Umfragen und Austausch ihrer Erfahrungen voneinander zu profitieren.
Wie gelingt es Unternehmen, die richtigen Maßnahmen zur Bindung von Mitarbeitenden auszuwählen?
Auf keinen Fall geeignet sind Maßnahmen nach dem Gießkannenprinzip. „One size fits all“ gibt es nicht. Über einen 50 Euro-Einkaufsgutschein wird sich eine Top-Managerin vermutlich weniger freuen als eine Sachbearbeiterin. Oder den Yoga- oder Rückenfitkurs werden Büroangestellte eher in Anspruch nehmen können als Produktionsmitarbeiter. Es geht vielmehr darum herauszufinden, welche Maßnahmen für die einzelnen Zielgruppen sinnvoll sind. Beispielsweise kann man die Gründe für erhöhte Fluktuation oder Krankenstand analysieren, die oft ein Indikator für sinkende Mitarbeiterbindung sind. Und dann entsprechende „Gegen-Angebote“ entwickeln oder einkaufen. Menschen unterschiedlicher Berufsgruppen, Generationen und Hierarchieebenen brauchen jeweils andere Maßnahmen und müssen anders angesprochen werden. Wichtig dabei: Die Angebote müssen zur Kultur des Unternehmens passen, also authentisch sein.
Vorgesetzte spielen beim Thema Mitarbeiterbindung eine besondere Rolle. Am 26. September gibt es deshalb einen Workshop speziell für Führungskräfte bei unserer Questwärts GmbH. Geben Sie uns bitte einen kurzen Ausblick, was Vorgesetzte tun können, damit ihre Mitarbeitenden bleiben, sich weiterentwickeln und damit zum Erfolg des Unternehmens beitragen.
Führungskräfte sind der Schlüssel zur erfolgreichen Mitarbeiterbindung! Kommunikation ist dabei der entscheidende Faktor, es bedarf einer „Kultur des Dialogs“. Es geht darum, kontinuierlich an der Lebenssituation der Beschäftigten dranzubleiben und für veränderte Bedürfnisse Angebote zu organisieren. Wenn beispielsweise die Eltern von Beschäftigten Pflegefälle werden, sind zeitliche Flexibilität, Entlastungsangebote oder Unterstützung bei der Organisation der Pflege für sie aktuell eine sehr große Unterstützung . Solche Angebote der Unternehmen schaffen wirkliche Bindung, denn sie sind nah am Menschen und dessen Umfeld. Der Obstkorb oder das Jobfahrrad helfen da pauschal nicht weiter. Dieser andere Umgang erfordert ein Mehr an Kommunikation mit den Beschäftigten und den Aufbau von Vertrauen. Also auch ein Stück weit einen Kulturwandel.
Vielen Dank für das Interview!
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