Vor dem Lackieren den Tisch unbedingt noch abschmirgeln – jeder weiß, was gemeint ist. Aber nicht jeder weiß, dass er höchstwahrscheinlich gar nicht schmirgelt, sondern schleift. Denn der Rohstoff Schmirgel wurde im Laufe der Zeit durch effizientere Materialien ersetzt. Experte auf diesem Gebiet mit über 160 Jahren Erfahrung ist unser Mitglied VSM · Vereinigte Schmirgel- und Maschinen-Fabriken AG aus Hannover. Die Firmengeschichte zeigt, wie sich das Unternehmen erfolgreich an veränderte Märkte anpasst. Und klar ist auch: Lackieren und Schleifen ist beides nicht vorstellbar ohne die Vielfalt der Chemieindustrie.
Luftbild des Firmengeländes der VSM · Vereinigte Schmirgel- und Maschinen-Fabriken AG in Hannover-Hainholz (Foto: VSM AG).
Es war einmal…. ja, in diesem Fall stimmt das tatsächlich. Aufzeichnungen belegen, dass in England bereits im 18. Jahrhundert eine Art Sandpapier zum Glätten von Oberflächen verwendet wurde. Die Geschichte der VSM Schleifmittel beginnt aber erst 1864 als die Gründer Siegmund Seeligmann und Siegmund Oppenheim Flintstein und Glas auf einen mit Kleber bestrichenen Träger aufbringen. Damals bestand der Träger nur aus Papier.
Die zunehmende Industrialisierung brachte neben dem wirtschaftlichen Aufschwung auch neue Werkstoffe mit sich. Die Stahlindustrie brauchte passende Schleifmittel. Glas und Flint waren nicht geeignet. Die Sternstunde des Schmirgels war gekommen: Der Rohstoff Schmirgel, abgebaut auf der griechischen Insel Naxos, brachte die nötigen Eigenschaften mit sich, um den wesentlich anspruchsvolleren Werkstoff Stahl zu bearbeiten.
Aber auch wenn Schmirgel zwar effizient in der Bearbeitung von Stahl war, konnte er sich wirtschaftlich kaum gegen die klassischen Feilen behaupten. Deshalb begann das Unternehmen 1880 damit, eigene Schleifmaschinen zu entwickeln, um das gesamte Potenzial seiner Schleifmittel zu nutzen. Die inzwischen als Scheiben produzierten Schleifmittel fanden dank der neuen Maschinen großen Anklang in der Industrie.
Um diese Zeit begründete sich auch der bis heute existierende Name des Unternehmens: Schmirgel- und Maschinenfabriken. Obwohl VSM heute weder das eine noch das andere herstellt.
Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts waren natürliche Schleifmittel, wie Schmirgel, im Einsatz. Diese wurden um die Jahrhundertwende zunehmend von synthetisch hergestellten Schleifmitteln, wie beispielsweise Aluminiumoxid, abgelöst. Als Träger werden heute nur noch flexible Unterlagen aus Papier, Baumwoll- und Polyesterfasern genutzt.
So wie sich die Industrie immer weiterentwickelt, erfindet sich auch VSM immer wieder neu.
Seit 1978 produziert das Unternehmen zudem Langzeitschleifmittel, bei dem nicht einzelne Körner auf dem Träger aufgebracht sind, sondern Kornagglomerate. Dank dieser Technik werden beim Schleifen nach und nach neue Körner freigesetzt. So kann immer wieder ein neues scharfes Korn schleifen.
Und seit Beginn des neuen Jahrtausends setzt VSM auch auf Keramikkorn aus eigener Herstellung. Die mikrokristalline Kornstruktur der Keramikkörner ermöglicht, dass kleine Kornteile scharfkantig ausbrechen und somit für einen gleichbleibend hohen Abtrag sorgen.
Bis 1962 wurden Schleifmittelkörner ausschließlich klassisch gestreut, so wie man Salz auf sein Brot streut: Von oben auf den Träger. 1962 führte VSM zudem die elektrostatische Streuung ein. Vereinfacht gesagt, werden die Körner dadurch von unten durch ein elektrostatisches Feld auf den mit Bindemittel bestrichenen Träger angebracht. Die Körner fliegen buchstäblich auf den Träger.
Dieses Verfahren bietet einen signifikanten Vorteil: Während die Körner im klassischen Verfahren unkontrolliert auf dem Träger liegen, werden die Körner im elektrostatischen Verfahren mit der Spitze nach oben aufgebracht. Dadurch vervielfacht sich die Abtragsleistung der Schleifmittel.
Wie das funktioniert, zeigt VSM alle zwei Jahre auf der IdeenExpo anhand von Kräutern, die elektrostatisch auf einen Kräcker fliegen, der mit Frischkäse bestrichen ist:
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