Nie war Energiesparen so wichtig wie jetzt und jeder bzw. jede kann einen Beitrag dazu leisten – auch die Azubis der norddeutschen Chemieindustrie. Deshalb haben der Arbeitgeberverband ChemieNord und die Gewerkschaft IGBCE Nord zum ersten Mal eine Sozialpartnerschaftsveranstaltung speziell für Azubis organisiert. Per Onlineseminar wurden die Nachwuchskräfte zum Energiesparen qualifiziert – direkte Umsetzung inklusive: Ausgestattet mit einem Energiekostenmesser gingen sie bei sich zu Hause und in ihren Unternehmen auf die Jagd nach Einsparpotenzialen und präsentierten im zweiten Teil des Seminars ihre Ergebnisse.
In einem zweiteiligen Onlineseminar wurden die Azubis der norddeutschen Chemie dafür sensibilisiert unnötig verbrauchte Energie einzusparen (Foto: stock.adobe.com/Looker_Studio).
Der Drang Energie und Kosten zu sparen ist jüngst noch einmal enorm gestiegen und Jugendliche interessieren sich verstärkt für das Thema Umweltschutz: Ideale Voraussetzungen für die erste Sozialpartnerveranstaltung speziell für Azubis der norddeutschen Chemie, um sie für das Sparen von Energie zu sensibilisieren und zu qualifizieren.
Im ersten Teil des Onlineseminars Ende August vermittelte Peter Franz von der Akademie ChemieNord, der auch die Chemieverbände in Norddeutschland auf ihrem Weg zur Klimaneutralität begleitet hat, den Jugendlichen Basiswissen über Energie: Ampere (A) steht für Stromstärke und Volt (V) für Spannung, V x A = Watt (W) und wie groß ist eigentlich das inzwischen geläufige Terra? Antwort: 1.000.000.000.000.
Die Azubis lernten außerdem, wie man die Leistung und damit den Verbrauch von Elektrokleingeräten einschätzt, dass sich innerhalb eines Jahres der Austausch einer klassischen Glühlampe gegen ein LED-Leuchtmittel rentiert und wo im privaten Umfeld die größten Energiefresser lauern: 28 Prozent des Stromverbrauchs entfallen auf Informationstechnik wie Video und Audio, 14 Prozent auf Wäsche sowie Trockner und 13 Prozent auf Licht.
Deutlich wurde auch: Nicht nur Stromsparen heißt Gassparen, auch weniger Warmwasser reduziert den Gasverbrauch deutlich. Auch dazu nahmen die Azubis eine Reihe an Tipps mit nach Hause: Zum Beispiel den Einhebelmischer an Waschbecken nicht mittig, sondern nach rechts in Richtung Kaltwasser zu stellen. Denn beim kurzen Händewaschen kommt das angeforderte Warmwasser ohnehin oft nicht rechtzeitig an und kühlt ungenutzt in der Leitung wieder ab.
Nach dem Seminar machten sich die Azubis zuhause und in ihren Unternehmen auf Energiespar-Jagd. Geholfen hat ihnen dabei ein Energiekostenmesser – ein Geschenk der Sozialpartner. Dazu der Tipp von Peter Franz an die Azubis: „Wenn ihr die Einsparungen genau ermittelt und in Geldbeträge umrechnet, ist das motivierender und auch gegenüber euren Ansprechpartnern im Unternehmen überzeugend. Bspw. sage ich mir zuhause immer: Einmal Wäschetrockner laufen lassen kostet einen Euro.“
Um direkt ins Handeln zu kommen und Energiesparpotenziale ermitteln zu können, haben die Azubis einen Energiekostenmesser geschenkt bekommen. Damit konnten sie bspw. messen, was Geräte im Stand by-Modus verbrauchen. Dieser Verbrauch muss laut EU bei neuen Elektrokleingeräten unter einem Watt liegen.
Im zweiten Teil der Onlineveranstaltung Mitte September präsentierten die Azubis dann ihre Ergebnisse. „Bei einem unserer Prozesse benötigen wir Gas zum Beheizen einer Rinne. Die Gaszufuhr dafür können die Kollegen manuell einstellen. Hier konnte ich ermitteln, dass manche Kollegen im Vergleich zu anderem lediglich ein Viertel so viel einsetzen und die Menge trotzdem ausreicht. Nun sind wir dabei, die anderen Kollegen dafür zu sensibilisieren ebenfalls weniger Gas einzusetzen“, erklärte einer der Azubis. Ein anderer Azubi hat bspw. gemessen, welche Auswirkungen unterschiedlich hell eingestellte Monitore auf den Stromverbrauch haben.
Was ich mir wünsche, ist, dass ihr zu Multiplikatoren in eurem privaten Umfeld werdet – denn all die Energie, die in Privathaushalten nicht genutzt wird, kann die Industrie für die Produktion von Gütern nutzen.
Peter Franz, Akademie ChemieNord
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer achten nun außerdem mehr darauf, Licht nicht unnötig brennen zu lassen, Türen von beheizten Räumen zu schließen und besser Stoßzulüften statt Fenster auf Kipp zu lassen. Das lässt sich natürlich auch super im privaten Umfeld umsetzen und so soll es sein.
Zahlreiche Unternehmen müssen aufgrund der steigenden Energiepreise ihre Energieversorgung neu aufstellen und dafür ist meist sehr kurzfristig ein zusätzlicher Kompetenzaufbau gefragt.
Das Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft bietet bspw. seine Qualifizierung „Spezialist/Spezialistin für digitale Transformation und Veränderungsmanagement (Transformationslotse)“ ab sofort mit dem Themenschwerpunkt Energie an.
Auch im Rahmen der Qualifizierung „VeränderungsMacher*in“ werden Mitarbeitende zu aktiven Begleitenden von Veränderungsprozessen ausgebildet – das betrifft auch den Bereich Energiesparen.
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