„Unser nachhaltiger und sparsamer Umgang mit Energie“ – so lautete das Thema des diesjährigen Responsible Care-Wettbewerbs. Gleich zwei Projekte erhielten einen 1. Preis: Der „Drei-Wege-Plan“ von der CHT Germany GmbH in Oyten und die neugebaute „20-bar-Dampfleitung“ von Covestro in Brunsbüttel.
Alle Wege führen bekanntlich nach Rom – und drei Wege zu einer beachtlichen Energieeinsparung. Das zeigte das mittelständische Unternehmen CHT mit seinem Wettbewerbsbeitrag. Durch einen „Drei-Wege-Plan" aus Standardisierung, Automatisierung und Optimierung gelang es CHT, seinen prozessgetriebenen Energieverbrauch im Werk Oyten um 240.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr zu reduzieren. Das entspricht rund 10 Prozent.
Am Anfang stand eine systematische Analyse der Produktion. Dabei stellte sich heraus, dass die Anlage zur Herstellung von Silikonelastomeren – besser bekannt als Gummi – mit Abstand den höchsten Energieverbrauch verursacht. Der Hauptgrund hierfür sind die sogenannten Kneter, die man sich wie große Küchenmaschinen vorstellen kann. Wie der Name schon vermuten lässt, kneten sie das zähe Ausgangsmaterial aus Kautschuk zu einem geschmeidigen „Teig“, der währenddessen auch erwärmt wird.
Um den Energieverbrauch zu reduzieren, wurden zunächst alle Prozessabläufe der Elastomerproduktion standardisiert. Es wurden Mindestzeiten und möglichst viele identische Arbeitsabläufe identifiziert. Mitarbeiter prüften, an welchen Stellen Zeit eingespart werden kann und wo bei den verschiedenen Produktionssträngen Vorgänge vereinheitlicht werden können. Dies war vor allem für den zweiten Schritt wichtig: die Automatisierung. Zuvor musste ein Mitarbeiter an der Produktionsstraße etwa alle zehn Minuten die erforderlichen Parameter ändern. Inzwischen übernimmt dies ein Programm, der Mitarbeiter muss nur noch gelegentlich korrigierend eingreifen. Das sorgt für konstante Produktionszeiten und dafür, dass der Prozess deutlich schneller ablaufen kann. Das wiederum spart Energie.
Abschließend wurde der automatisierte Prozess weiter optimiert. Mitarbeiter passten die Parameter insbesondere beim Heizen und Kühlen so an, dass ein hoher Stromverbrauch, Stromspitzen und eine Überregelung vermieden werden.
„Mit diesen drei Schritten konnten wir den Energieverbrauch pro Charge um ganze 53 Prozent senken“, so Betriebsleiter Thilo Rönspieß. „Aber das ist für uns erst der Anfang. Wir werden weiter prüfen, wo wir noch mehr Energie einsparen und Prozesse effizienter gestalten können. Und wir bleiben dran, neben Energie auch den Wasserverbrauch zu reduzieren und weniger Abfall zu produzieren.“
© CHT
Einen komplett anderen Ansatz präsentierte der Kunststoffhersteller Covestro. Das Unternehmen zeigte, wie es mit einer neu gebauten Dampfleitung bisher ungenutzten 20-bar-Dampf in der Produktion einsetzt und so seinen Energieverbrauch im Werk Brunsbüttel um rund drei Prozent reduzieren konnte. Das entspricht einer Primärenergieeinsparung von etwa 40 Gigawattstunden – so viel wie über 2.000 Durchschnittshaushalte im Jahr verbrauchen.
Dampf wird genutzt, um die technischen Anlagen auf die notwendigen Temperaturen zu heizen. Dabei kommen unterschiedliche Dampfdruckstufen zum Einsatz, die jeweils unterschiedliche Temperaturen haben. Die neue Leitung transportiert Dampf, der mit einem Druck von 20 bar in der Anilinproduktion anfällt und bislang mangels einer passenden Leitung nicht effizient genutzt werden konnte. Bisher gab es im Covestro Industriepark Brunsbüttel nur Leitungsnetze für 5-bar-Dampf und für 34-bar-Dampf. Dank der neuen Leitung kann der 20-bar-Dampf nun direkt im benachbarten MDI-Betrieb eingesetzt werden.
„Dadurch, dass wir den Dampf nun so nutzen können, wie er bei uns im Industriepark entsteht, gibt es keine Verluste mehr durch eine Reduzierung des Drucks. Zugleich können wir durch die Nutzung des Dampfs aus dem Anilinbetrieb die zusätzliche Produktion von Dampf im Kraftwerk reduzieren. Und das spart eine Menge Energie und damit Treibhausgas-Emissionen“, erklärt Rolf Heinrich Schlüter, Betriebsleiter der Energie- und Abfallwirtschaft bei Covestro in Brunsbüttel.
„Wir sind sehr stolz auf diese Auszeichnung – denn sie zeigt, dass wir mit unseren Projekten zur effizienten Nutzung von Energie auf dem richtigen Weg sind“, ergänzt Standortleiter Victor Ortega. „Wir werden uns auf diesem Erfolg aber nicht ausruhen – denn bis 2035 wollen wir in Brunsbüttel komplett klimaneutral produzieren.“
© Covestro
Die Jury um Dr. Peter Prinz (Geschäftsführer der VYNOVA Wilhelmshaven GmbH und Vorstandsmitglied des VCI Nord), Johannes Grützner (Abteilungsleiter a. D. des Ministeriums für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur des Landes Schleswig-Holstein) und Marike Vornkahl (Fachsekretärin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie Landesbezirk Nord) lobte das Engagement der Unternehmen. Bei CHT beeindruckte die Preisrichter vor allem die systematische Analyse, das hohe Einsparergebnis sowie die Übertragbarkeit. Bei Covestro hob die Jury hervor, dass das Unternehmen beim Thema Energiesparen bereits sehr weit sei. Trotzdem sei es dem Kunststoffhersteller mit dem neuen Ansatz gelungen, sein Potenzial noch weiter auszuschöpfen.
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