Seit mehr als zehn Jahren bietet die Vereinigte Schmirgel- und Maschinen-Fabriken AG (VSM) in Hannover ihren kaufmännischen Azubis die Möglichkeit, ein Praktikum in einer Tochtergesellschaft im europäischen Ausland zu machen. Das hat nicht nur für die Auszubildenden zahlreiche Vorteile, sondern auch für das Unternehmen selbst.
Was ihr bei ihrem Aufenthalt in England am besten gefallen hat? „Auf jeden Fall die vielen Ausflüge mit meinem Gastvater Shaun“, erzählt Carina Zimmermann. „Aber auch unsere Produktion in England hat mich sehr beeindruckt.“ Carina durfte während ihrer Ausbildung zur Industriekauffrau zwei Monate bei VSM in Milton Keynes – einem Tochterunternehmen von VSM – verbringen. Dort lernte sie den Arbeitsalltag ihrer englischen Kolleginnen und Kollegen kennen. „Es war eine super Erfahrung zu sehen, wie es ist dort zu arbeiten. Ich wurde von allen Mitarbeitern sehr nett und herzlich aufgenommen“, so Carina. „Und einmal durfte ich sogar als ,VIP-Azubi‘ Rolls Royce besichtigen und dort live miterleben, wie unsere Schleifmittel zum Einsatz kommen.“ Auch Mareike Schröder verbrachte während ihrer Ausbildung einige Wochen im Ausland. Sie besuchte ihre ungarischen Kolleginnen und Kollegen bei der größten VSM-Tochtergesellschaft Duna Vitex in Budapest.
Für die Auszubildenden ist das Praktikum eine gute Gelegenheit, eine andere Kultur und Sprache kennenzulernen und sich persönlich weiterzuentwickeln. Immerhin müssen sie – trotz Unterstützung durch ihre ausländischen Kolleginnen und Kolleginnen – in einem fremden Land zurechtkommen. Viele wohnen zum ersten Mal allein. Das alles fördert die Selbstständigkeit und das Improvisationstalent.
Aber auch beruflich entwickeln sie sich während dieser Zeit weiter. Und davon profitiert auch VSM. Denn der direkte Einblick in die Prozesse und Arbeitsabläufe der Tochterunternehmen führt zu einem besseren Verständnis und damit zu einer effektiveren Zusammenarbeit mit den europäischen Kolleginnen und Kollegen. Zudem bekommen
Carina Zimmermann vor dem King's College in Cambridge. © VSM
die Jugendlichen während ihres Praktikums eine konkrete Aufgabe, z. B. eine Unternehmenspräsentation zu erstellen oder Verbesserungspotenzial in der Kommunikation mit der Zentrale in Hannover zu erarbeiten. Die Ergebnisse werden dann direkt aufgegriffen. „In der letzten Woche kamen meine Ausbilderin und einige Mitarbeiter aus dem Vertriebsinnendienst nach Budapest“, erzählt Mareike. „Meine Arbeitsergebnisse wurden ihnen in Form mehrerer Präsentationen nähergebracht. Es war spannend zu sehen, wie über die einzelnen Probleme gesprochen und Lösungsansätze gefunden wurden.“
Seit 2011 gibt es das Projekt bei VSM. Neben England und Ungarn können die Auszubildenden auch Praktika in Spanien, Frankreich und in der Schweiz machen. „Voraussetzung für einen Aufenthalt in Spanien oder Frankreich ist es, dass man die jeweilige Sprache beherrscht. In den anderen Ländern kommt man gut mit Deutsch oder Englisch weiter“, erklärt Personalreferentin Kim Bakuniec, die das Projekt mit ins Leben gerufen hat. Untergebracht werden die Azubis in Gastfamilien oder in extra dafür angemieteten Wohnungen. Zwischen drei und acht Wochen dauert der Aufenthalt im jeweiligen Gastland. Bisher haben 14 Auszubildende diese Chance genutzt.
Mareike Schröder in Budapest. © VSM
„Bis jetzt konnten wir fast jedem Azubi, der Interesse hatte, einen Auslandsaufenthalt ermöglichen“, so Bakuniec. „Aber niemand muss das machen, wenn er oder sie das nicht möchte.“ Eine wichtige Voraussetzung dabei: Das Praktikum muss außerhalb der Schulunterrichtsblöcke stattfinden. Gefördert wird der Auslandsaufenthalt durch das Erasmus Plus-Programm. Die restlichen Kosten trägt VSM. Für die Auszubildenden entstehen keine Kosten, sie benötigen lediglich ein Taschengeld für Freizeitaktivitäten.
Während der Corona-Pandemie mussten die Auslandspraktika wegen der Kontakt- und Reisebeschränkungen pausieren. Aber nun sollen sie so bald wie möglich fortgeführt werden. Sogar eine Erweiterung ist geplant. „Wir prüfen gerade, ob wir auch Azubi-Praktika in unseren Tochtergesellschaften in den USA und Kanada organisieren können“, so Bakuniec.
(Carina Zimmermann)
Das Engagement zahlt sich schließlich auch bei der Gewinnung von neuen Auszubildenden aus. „Wir werben aktiv damit, dass es bei uns die Möglichkeit gibt, ein solches Praktikum zu machen“, erklärt Bakuniec. „Für uns ist das ein zusätzlicher Pluspunkt bei den Bewerbern.“
Erasmus+-Programm
Erasmus+ ist ein Programm der Europäischen Union uns soll die europaweite Zusammenarbeit in allen Bildungsbereichen fördern. Weitere Infos unter https://www.erasmusplus.de/
IHK-Mobilitätsberatung
Wer sich für die Förderung interessiert, findet Ansprechpartner bei der Mobilitätsberatung der Industrie- und Handelskammern. Sie unterstützen Betriebe und Auszubildende bei der Planung eines Auslandsaufenthalts. Bei Interesse fragen Sie direkt bei Ihrer zuständigen IHK nach.
Liste der Artikel