Künstliche Intelligenz hat bereits in vielen Bereichen deutscher Unternehmen Einzug gehalten. Laut einer Befragung des IfO-Instituts Ende 2023 setzen bereits 13,3 Prozent KI ein. Die Möglichkeiten scheinen unbegrenzt. Welche Chancen, Risiken und rechtliche Fragen mit der Nutzung von KI einhergehen, wie KI-Systeme funktionieren und wie man sie strategisch in die eigenen Unternehmensprozesse integrieren kann, erläuterte Thomas Roß, selbstständiger Berater und Trainer für digitale Kommunikation, in unserer Online-Veranstaltungsreihe „Positionsbestimmung“ Mitte März.
DALL-E/Thomas Roß
Roß empfiehlt, sich die KI wie einen Aushilfskoch vorzustellen, der nach einem Rezept etwas zubereiten könne. Je vollständiger die Zutaten und je klarer die einzelnen Schritte, desto wahrscheinlicher sei es, dass am Ende das Gericht herauskomme, das man haben möchte. Übertragen bedeute dies: Je mehr eigene Daten man der KI zur Verfügung stelle und je präziser man die Anweisungen formuliere, desto besser sei das Ergebnis. Dies reduziere außerdem das Risiko von Urheberrechtsverletzungen, denn die KI müsse so nicht auf bereits Vorhandenes zurückgreifen, sondern erstelle etwas vollständig Neues.
Denn laut Google sei KI „der Versuch, menschliches Lernen und Denken auf den Computer zu übertragen und ihm damit Intelligenz zu verleihen. Statt für jeden Zweck programmiert zu werden, kann diese KI dann eigenständig Antworten finden und selbstständig Probleme lösen.“ KI könne also aufgrund von Mustern Regeln herausfinden und diese dann auf neue Bereiche anwenden. Die chemische Industrie sei prädestiniert für ihren Einsatz, weil es hier viele Prozesse gebe, die sich nicht mit festen Regeln beschreiben lassen.
The less the model has to guess at what you want, the more likely you’ll get it.
Leitfaden Prompt Engineering von OpenAI
„Die KI kann helfen, die aktuellen Herausforderungen der Branche – wie nicht ausgelastetes Produktionspotential, hohe Energiekosten und Fachkräftemangel – zu lösen“, so Roß. Tatsächlich werde sie auch schon von vielen Unternehmen erfolgreich eingesetzt. Durch KI könne man vor allem Kosten senken, die Qualität verbessern und Innovationen fördern.
Die größten Vorteile bei der Nutzung von KI lägen darin, dass vieles automatisiert und Aufgaben schneller und einfacher erledigt werden könnten. Besonders deutlich werde dies beispielsweise bei der Erstellung von Bildern, Optimierung von Texten, Übersetzungen sowie der Analyse und Visualisierung von Daten. Dabei sei es wichtig, dass nicht jeder Mitarbeitende eines Bereichs die KI einzeln für sich nutze, sondern man eine gemeinsame Datenbasis, Vorlagen und Zugänge für alle schaffe.
Um KI erfolgreich im Unternehmen einführen zu können, müsse man zunächst die Arbeitsergebnisse und Prozesse in den Bereichen, in denen sie zum Einsatz kommen soll, analysieren. Auf dieser Basis lasse sich das jeweilige Potenzial der Künstlichen Intelligenz ermitteln. Empfehlenswert für den Start seien Bereiche, in denen man schon mit geringen Veränderungen viel erreichen kann, wie beispielsweise der HR-Bereich oder die Marketingabteilung.
Danach müsse man feste Ziele definieren, die Datenbasis vorbereiten und geeignete Tools auswählen. „Ein weiterer wichtiger Schritt, der leider häufig vergessen wird: Die Mitarbeitenden in diesen Prozess einzubeziehen und entsprechend zu schulen“, so Roß. Laut einer aktuellen LinkedIn-Statistik würden dies nur 52 Prozent der Unternehmen tun. Die Mitarbeitenden richtig abzuholen und fit im Umgang mit KI zu machen, sei aber für den Erfolg maßgeblich. Schließlich könne man ein Pilotprojekt starten. Am Ende sei es wichtig, die KI zu bewerten und – falls nötig – zu optimieren sowie neu zu skalieren.
Künstliche Intelligenz wird viele Führungsaufgaben übernehmen und die Führungsrolle dadurch verändern. Zukünftig wird nicht mehr das Managen im engeren Sinn im Fokus stehen, sondern Führungskräfte werden zu Trainern und Unterstützern ihrer Mitarbeiter.
Thomas Roß, Berater und Trainer für KI und digitale Kommunikation
Allerdings gebe es auch Risiken, die man beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz mitdenken müsse. Diese lägen zum Beispiel im Bereich Investitionen. Die Unternehmen müssten sich vorab Gedanken machen, ob sich der Einsatz von KI für sie lohnt und welche Anwendungen Sinn machen. Ein weiterer wichtiger Punkt sei das Thema Datenschutz. Viele wüssten beispielsweise nicht, dass manche KI-Tools Daten zu Trainingszwecken speichern und diese damit für Dritte zugänglich werden. Dies könne bei sensiblen Unternehmensdaten oder personenbezogenen Daten problematisch sein. Auch neue Regelungen auf EU-Ebene, wie der AI-Act, ethische Fragen sowie Arbeitsplatzabbau gehörten zu den möglichen Risiken.
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